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Kind erkältet - Schniefnasenalarm
Wir reagiere ich richtig bei Erkältungskrankheiten der Kinder? Wir klären über Irrglauben auf und sagen, was wirklich hilft.
Die Wangen sind gerötet, die Augen leicht glasig, aus der Nase des Sprösslings läuft ein stetes Rinnsal – und dem Mund der Mutter oder des Vaters entfährt ein kummervolles „Nicht schon wieder!“ Tatsächlich leiden kleine Kinder sehr viel häufiger als Erwachsene an Erkältungskrankheiten – zehn Infekte pro Jahr gelten als völlig normal. Das hat eine einfache Ursache: Ihr Immunsystem muss die Erreger erst noch kennen lernen, um überhaupt Abwehrmechanismen zu entwickeln. Und Erreger gibt es wahrlich viele! Sie heißen Adenoviren, Coxsackie-Viren, Enteroviren, Rhinoviren – um nur einige zu nennen. Insgesamt geht man heute davon aus, dass um die zweihundert verschiedene Viren Erkältungskrankheiten auslösen. Die Ansteckungsgefahr ist also vielfältig und lauert allerorten. Meist trifft sie zu, die Formulierung „aus dem Kindergarten angeschleppt“.
Eine Ansteckung komplett zu vermeiden, ist beinahe aussichtslos. Grundsätzlich hilft es, die Immunabwehr zu stärken – auch durch eine gesunde Ernährung und viele möglichst aktive Aufenthalte an der frischen Luft.
Der Begriff „Erkältung“ legt nahe, dass zu frieren eine Erkrankung begünstigen kann. In der Realität jedoch spielt es eine untergeordnete Rolle, ob Kinder in der kalten Jahreszeit immer dick eingemummelt sind, wenn sie draußen sind. Die Ansteckungsgefahr lauert eher drinnen – in schlecht belüfteten Räumen, in denen sich viele Menschen aufhalten, sowie auf deren Haut und auf der Oberfläche sämtlicher Gegenstände, die sie angefasst haben. Durchaus hilfreich ist es also, häufiger zu lüften und den Kindern beizubringen, Papiertaschentücher nicht x-mal zu verwenden und irgendwo abzulegen, sondern in den Müll zu werfen und sich nach dem Naseschnäuzen die Hände zu waschen.
Generell gilt: Viel trinken ist wichtig! Dabei haben Tees aus speziellen Kräutern noch einen Nebennutzen – sie wirken lindernd, zum Beispiel bei Halsschmerzen oder unterstützen die Abwehr.
Gegen die Viren selbst gibt es praktisch kein Mittel, und bei manchem, was in der Apotheke zu haben ist und schnelle „Heilung“ verspricht, ist die Wirkung umstritten. Da fast immer Viren ursächlich sind, sind Antibiotika fast nie die passende Medikation. Sie sollten nur dann eingesetzt werden, wenn ein Kinderarzt feststellt, dass eine bakterielle (Folge-) Erkrankung vorliegt, beispielsweise eine Mittelohrentzündung oder eine andere durch Bakterien ausgelöste Entzündung der Atemwege.
Doch viele Erkältungsmedikamente erfüllen einen anderen, durchaus sinnvollen Zweck: Sie lindern die Symptome. Lutschtabletten etwa mildern die Halsschmerzen. Nasentropfen, in Maßen und vor allem zur Nacht verabreicht, lassen Kinder freier atmen und so besser schlafen, was der Genesung zuträglich ist. Bei allen Arzneien gilt allerdings: Beim unerlässlichen Studium der Packungsbeilage sollte der Dosierungsanweisung ein besonderes Augenmerk gelten. Denn auch manche „harmlos“ erscheinenden Substanzen und Präparate sollten kleinen Kindern nur in sehr geringen Mengen verabreicht werden. Viele Produkte gibt es daher in auf verschiedene Altersgruppen angepassten Dosierungen. Im Zweifel gilt der viel zitierte Satz aus der Werbung: Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker!
Viele Kinder sind trotz Schniefnase recht munter, sie essen und spielen wie immer und haben nur mäßiges Fieber. Werden sie jedoch teilnahmslos oder außergewöhnlich unruhig, mögen sie nicht trinken, haben sie gar ernste Atemprobleme, starke Kopfschmerzen, einen steifen Nacken oder reagieren empfindlich auf Berührungen, ist der Gang zum Kinderarzt angezeigt. Plötzlich auftretendes oder hohes Fieber ist immer ein Anlass für einen Arztbesuch, unter anderem kann es ein Indiz dafür sein, dass es sich um eine „echte“ Grippe handelt. Abgeklärt werden sollten auch lang anhaltende Beschwerden. Wie lautet hierzu doch gleich Omas Faustformel? „Drei Tage kommt es, drei Tage bleibt es, drei Tage geht es.“ Dauert es länger, nun, dann sollte auch die harmlose Schniefnase mal zum Herrn Doktor!