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Foto: privat
Unsere Haustier-Expertin Andrea Stanierowski mit Hund Stanley.
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Foto: K.Plumbohm
Lara-Sophie auf Kuschelkurs mit einem der Familienhunde.
„Mama, ich möchte so gern ein Haustier.“ Und kaum hat man sich versehen, findet man sich in der Tierhandlung wieder und sucht zwischen Vogelgezwitscher und sekündlichen Entzückungsschreien des Nachwuchses nach einem passenden Haustier. Andrea Stanierowski ist Mitarbeiterin eines großen Anbieters für Tierbedarf und Tiernahrung und hat uns die wichtigsten Fragen rund um das Thema Haustierkauf beantwortet. (kp)
Ab wann eignet sich welches Haustier?
Als erstes sollte ich mir die Frage stellen: welche motorischen Fähigkeiten haben meine Kinder und inwieweit verstehen sie, dass Haustiere kein Spielzeug sind? Haustiere zum Anfassen sind für Kinder sicher interessanter, als ein Schwarm Fische im Aquarium. Der Fachhandel befürwortet die Anschaffung von Haustieren im Alter von 5-6 Jahren. Zu den beliebtesten Einsteigertieren gehören z.B. Meerschweinchen, Zwergkaninchen, Mäuse und - man glaubt es kaum - Ratten, die sind sehr empfehlenswert für kleine Kinder. Sie werden sehr zahm. Das Interesse an Fischen, Garnelen oder Reptilien steigt bei Kindern ab 10 Jahren. Eine feine Sache sind z.B. Käfer oder andere pflegeleichte Insekten. Hunde und Katzen sind sehr gute Weggefährten für kleinere Kinder, vorausgesetzt, dass z.B. der Hund das Kind als ranghöheres Rudelmitglied versteht und akzeptiert.
Welche Dinge sollte ich vor dem Kauf eines Tieres beachten?
Die Anschaffung sollte im Vorfeld immer gut durchdacht werden. Kein Tier lässt sich bei nachlassendem Interesse in eine Spielzeugkiste verfrachten. Haustiere haben umfassende Bedürfnisse, die nicht unterschätzt werden dürfen und die Lebenserwartung vieler Tiere ist erstaunlich. Immer häufiger sind Kinder auch allergisch gegen einzelne Haustiere oder das Einstreu. Dieser Aspekt sollte unbedingt vorher medizinisch abgeklärt werden, bevor den Kindern gegenüber große Versprechungen gemacht werden. Weiterhin sollten die Haustiere unbedingt in den täglichen Zeitplan passen. Die Eltern sollten bedenken, dass sich die Lebensumstände schnell ändern können, z.B. gehen die Kinder irgendwann zur Schule oder haben Hobbys wie Sport oder Musik und schon hat keiner mehr Zeit sich zu kümmern. Man muss sich unbedingt umfassend informieren welche Bedürfnisse die Haustiere haben. Der finanzielle Aspekt ist genauso wichtig. Die anfallenden Kosten für Pflege und Tierarztbesuche sollten großzügig einkalkuliert werden. Einige Haustiere müssen vom Vermieter schriftlich genehmigt werden. Kleintiere wie Vögel, Hamster, Katzen ect. sind davon aber ausgeschlossen.
Welche Vorteile hat ein Haustier für mein Kind?
Der große Vorteil an Tieren ist, dass sie den Menschen nicht hinterfragen, sondern ihn unabhängig von Äußerlichkeiten akzeptieren. Die Kinder lernen, dass Verantwortung, Zuverlässigkeit und Ordnung von ihnen verlangt werden. Sie begreifen schnell, was die Tiere mögen und was nicht, und entwickeln Einfühlungsvermögen. Die meisten Tiere sind dankbar für jede Zuwendung und der Nachwuchs hat dadurch das Gefühl gebraucht zu werden. Zudem spenden sie Trost und häufig vertrauen Kinder ihnen auch ihre Probleme an. Haustiere sind gut für die Seele und können einen Menschen körperlich fit halten. Kinder, die sich zu wenig bewegen, finden einen tollen Ausgleich indem sie mit einem Hund toben.
Wie binde ich meinen Nachwuchs am besten in die Versorgung und Pflege des Tieres ein?
Kinder möchten gern ernst genommen werden. Indem man ihnen Verantwortung überträgt, tut man schon mal den ersten Schritt in die richtige Richtung. Bereits vor der Anschaffung sollten die Sprösslinge im Rahmen ihrer Möglichkeiten erkundigen was die Haustiere brauchen, den Standort mitbestimmen, helfen einen kindgerechten Pflegplan zu erstellen, und beim Einrichten der Behausung mithelfen und natürlich auch beim Kauf der Haustiere dabei sein dürfen. Diese Punkte sind wichtig damit das Kind das Haustier später schätzen kann. Ein Haustier eignet sich nicht als spontanes Geschenk! Wenn das Tier dann endlich zu Hause einzieht, werden die Kinder begierig sein das erlangte Wissen anzuwenden. Die Kinder können gern bei der Portionierung und Zubereitung des Futters helfen ebenso beim Reinigen der Näpfe und Entfernen der Hinterlassenschaften. Empfehlenswert ist auch, dass die Kinder auch ernste Dinge wie Tierarztbesuche miterleben.
Welche Tiere sind grundsätzlich ungeeignet für Kinder?
Es ist ein Mythos, dass Hamster geeignete Haustiere für Kinder wären, denn Hamster sind dämmerungsaktive Tiere und werden sehr ungern beim Schlafen gestört. Auch Schildkröten eignen sich nicht als Wohnungstiere, da sie viel Platz benötigen und besondere Ansprüche haben, welche sich nur sehr schwer simulieren lassen. Auch auf der Liste der ungeeigneten Haustiere für Kinder stehen der Leguan, Chinchillas, Papageien, anspruchsvolle Fische, Schlangen und giftige Spinnen.
Mein Kind verliert plötzlich das Interesse an dem Tier. Was kann ich tun?
Vorbeugen ist in diesem Fall besser, als sich im Nachhinein Gedanken über dieses Problem zu machen. Es ist sinnvoll im Vorfeld für einige Tage oder Wochen die Pflegschaft für ein oder mehrere Tiere zu übernehmen, z.B. kann man sich als Gassipate im Tierheim anbieten, oder mal die Meerschweine des Nachbarn im Urlaub versorgen. Bei aller Vorsicht kann jedoch immer der Fall eintreten, dass die Kinder das Interesse an den Tieren verlieren. Hier gilt, dass die Eltern, so oft es nötig ist, die Kinder an ihre Pflichten erinnern und den Kindern verdeutlichen, welche ernsthaften Konsequenzen sich daraus ergeben, wenn die Haustiere vernachlässigt werden. Der letzte Ausweg ist die Abgabe der Haustiere an Bekannte oder das Tierheim, wobei die Eltern in Zukunft konsequent von einer Neuanschaffung Abstand nehmen sollten.
Lara-Sophie, 10 Jahre -Eine Katze, zwei Hunde, ein Schwarm Fische und zwei Pflegepferde.
Lara-Sophie hat ein großes Herz für Tiere. Im Haus flitzt Katze Blümchen durch die Zimmer. „Sie versteckt ihre Spielsachen am liebsten unter dem Kühlschrank oder klaut meine Haargummis aus dem Bad und verteilt sie dann in der ganzen Wohnung“, meint Lara-Sophie grinsend. Das fast ein Jahr alte Kätzchen ist immer in Action, nur abends kuschelt sie sich gern an die Zehnjährige und lässt sich streicheln. „Ich mag Katzen. Sie haben eine eigensinnige Art und kuscheln gern, zumindest ist es bei Blümchen so.“, sagt Lara-Sophie. Auf dem Hof der Familie melden sich laut bellend auch die beiden Hunde zu Wort. „Mit denen spiele ich gern Reitschule.“, sagt sie. Die Hunde bekommen eine Leine um und eine Decke auf den Rücken und dann werden sie von ihr dressiert. Denn ihre größte Leidenschaft ist das Reiten. Daheim hat Lara-Sophie das Holzpferd „Flocke“ auf dem sie fleißig Reiten übt. Auf einem Hof in der Nähe von Magdeburg geht sie einmal in der Woche reiten. Außerdem pflegt sie dort zwei blinde Pferde. „Die freuen sich schon immer, wenn ich komme.“, sagt sie. Aber nicht nur Tiere sind dem Mädchen ans Herz gewachsen. Sie hat auch ein eigenes kleines Beet und züchtet Pflanzen. Außerdem spielt sie gern „Bauernhof“ auf der großen Freifläche hinterm Haus. Auf einer Grasfläche tummeln sich mit ein bisschen Fantasie Schafe, Federvieh und Kühe, um die sie sich kümmern muss und das Katzenfutter wird kurzum zum Hühnerfutter umfunktioniert. Apropos Hühner, die hätte sie auch gerne.
Du möchtest uns dein Haustier vorstellen?
Dann schick uns ein Foto von dir und deinem Haustier an info@ottokar.info und mit etwas Glück erzählen wir deine Geschichte im nächsten „ottokar“.
Stand: Ausgabe April/Mai 2013