Eine kleine Schlittenfahrt

Nicht nur Großfamilien erfüllen sich mit alltagstauglichen Bussen wie dem Mercedes-Benz Viano den Traum vom Raum. Auf einer Testfahrt in den Oberharz sind auch wir zu Fans des großen Vans geworden.

Ein sanftes Ziehen am Griff und schon gleitet die Tür zu unserem „Appartement“ mit monotonem Surren automatisch auf. Bitte einsteigen in den Viano, dem Mercedes unter den großen Familien-Vans. Auf den ersten Blick gefällt er mit dynamisch geschwungenen Linien, schrägstehenden „Augen“ und einer aerodynamisch abfallenden Frontpartie. Und drinnen? Der Luxus des großen Raums beginnt praktisch mit dem Einsteigen. Bücken? Nicht nötig. Reinschlängeln? Schon gar nicht. Drinnen ist großzügiger Platz für sieben Personen. Hinter der als Bank ausgeführten dritten Sitzreihe ist noch genug Raum um ohne großes Drängen vier Schlitten und Rucksäcke zu verstauen.

Und da wäre noch dicke Platz für einiges mehr. Auch für ein bei Vans dieser Klasse lange bestehendes Problem hat man bei Mercedes mittlerweile eine Lösung gefunden: Das Verschieben der hinteren Sitzbank auf dem im Fahrzeugboden verlegten Schienensystem ist heute auch von der Heckseite aus möglich. So kann man den Stauraum je nach Bedarf vergrößern oder verkleinern. Auch der Einstieg für den Fahrer ist bequem und bandscheibenfreundlich. Das Cockpit erinnert mit seiner Vielzahl an Tasten und Schaltern an ein Flugzeugcockpit. Für Gelegenheitsfahrer ist das eine Herausforderung. Wir scheiterten bei der Suche nach dem Schalter zur Freigabe der bei Fahrtbeginn stets automatisch verriegelnden Heckklappe. Dafür überzeugt das große Navi-Display. Das führte uns sicher zum Schlittenfahren in den Harz.

Seit 2003 wird der Mercedes Viano auf dem deutschen Markt angeboten, 2010 gab es ein sanftes Facelift. Die Kompaktvariante misst 4,76 Meter in der Länge, die Langversion kommt auf exakt 5 Meter. Das ist nicht länger als ein vergleichbarer Kombi – mit deutlich mehr Raumangebot und Reisequalität. Nicht umsonst schwören die immer zahlreicher werdenden Freunde solcher großer Familienvans auf das PKW-ähnliche Handling. Wird der Siebensitzer auch als solcher bewegt, kommt er in der Testversion mit seinem 2,2-Liter Turbodiesel, an dem 163 muntere Pferde ziehen, zügig voran. Dem einzigen 3,5 l-V6-Benziner im Motorenprogramm stehen zwei weitere Diesel-Aggregate zur Verfügung. Der 3,0-Liter-V6 CDI beansprucht als Topmotorisierung 224 PS Leistung. Darunter rangiert noch der 2,0-Liter-CDI. Auf Wunsch gibt es den Viano auch mit dem Allradantrieb 4-Matic. Das schafft Sicherheit, insbesondere wenn man wie wir mit unserem Testfahrzeug auf winterlich glitschigen Straßen unterwegs ist.

Bei unserer Testfahrt überzeugt der Viano auch auf den steil ansteigenden, kurvenreichen Harzstraßen hinauf nach Schierke mit üppigem Drehmoment und einem Handling, das das Kind im Manne wieder hervorbringt. Im engen Örtchen entdecken wir dann mit der Rückfahrkamera eine weitere nützliche Ausstattung, die es allerdings nicht in allen Modellen serienmäßig gibt: die auf dem Navigationsbildschirm groß angezeigte Sicht nach hinten erleichtert das ohnehin nicht allzu schwierige Rangieren noch einmal. Das dürfte insbesondere weibliche Piloten freuen, die mit weniger Abstandsgefühl ausgestattet, beim Wenden oder Ausparken häufig „sicherheitshalber“ großzügig Platz verschenken.

Mit hereinbrechender Dunkelheit geht es zurück nach Magdeburg. Beim Abbiegen zeigen sich die Vorteile des adaptiven Kurvenlichts, das den Kurveninnenraum großzügig ausleuchtet. Zurück in der Stadt müssen am Ende des Tages nach 224 Kilometern exakt 21,5 Liter Diesel nachgefüllt werden. Das ergibt einen Schnitt von deutlich unter zehn Litern. Das ist akzeptabel für einen mit sechs Personen und Zuladung besetzten Bus, den wir über steile Harzstraßen manövriert haben. Ein bisschen wehmütig stellen wir das Fahrzeug ab. Die Seitentür gleitet wie von Geisterhand bewegt zu unddas Klacken der Verriegelung grüßt zum Schluss. (ce)

Mit freundlicher Unterstützung der Mercedes-Benz Niederlassung Magdeburg

Stand: März 2012