Wir sprachen mit Babara Jäkel, Heilpraktikerin für Psychotherapie, und Jürgen Hofmann, Dipl. Systemischer Coach über das Thema Einschulungsstress, Hausaufgaben und die erste Schulhofklopperei.
Der Schulstart bringt viele Veränderungen für Eltern und Kind mit sich. Wie kann ich in dieser Zeit unnötigem Stress entgehen?
Hofmann: Ich gehe davon aus, dass der Schulstart zunächst einmal für die Eltern Stress bedeutet, weil es für sie eine neue Situation ist. Sie wollen gute Eltern sein. Der Punkt ist das die Eltern heutzutage im Wettbewerb stehen. Oder die Eltern projizieren ihre Berufswünsche auf die Kinder und bauen so Stress auf. Zudem ist es wichtig, was sagen die Eltern selber zur Schule und was erzählen sie dem Kind? Jäkel: Viele Kinder haben Probleme mit der Einschulung, weil Ängste von außen aufgebaut werden. Nach dem Motto: Jetzt beginnt der Ernst des Lebens.
Ok, wie reagiere ich dann richtig auf die neue Situation?
Hofmann: Man sollte das Selbstwertgefühl des Kindes stärken, keine Angst erzeugen und auch keinen Leistungsdruck aufbauen, was in unserer derzeitigen Gesellschaft natürlich schwierig ist. Kinder lernen besser ohne Druck, auch wenn Erwachsene meist das Gegenteil denken. Lernen geht eigentlich nur mit Begeisterung. Wichtig ist, dass man die Liebe zum Kind nicht von Leistungen abhängig macht. Ich lehne es deshalb ab, Belohnungen für gute Leistungen zu vergeben.
Wie begeistere ich mein Kind für Hausaufgaben?
Jäkel: Die Hausaufgaben sollten nicht als Pflicht betrachtet und als etwas Negatives dargestellt werden. Der bessere Weg ist sich dafür zu interessieren, was die Kinder in der Schule machen und sich vielleicht vom Kind erklären lassen, was es im Unterricht gelernt hat. Dann fühlen sich Kinder wertgeschätzt und sehen, dass sich jemand für ihre aktuellen Probleme interessiert. Zeit und Zuneigung ist wichtig. Das ist eine Form von Liebe geben und danach hungert ja jedes Kind, nach Liebe.
Was kann ich tun, wenn mein Kind Probleme mit einem Lehrer hat und seine Leistungen darunter leiden?
Hofmann: Im Prinzip muss man zum Lehrer gehen und sagen, ich hab Angst. Ich hab Angst, dass mein Kind sich die Noten versaut. Automatisch möchte der Lehrer dann helfen. Wenn man natürlich sagt, du blöder Lehrer, sieht die Situation schnell anders aus.
Die erste Schulhofklopperei. Wie reagiere ich darauf?
Letztendlich will der, der Zuschlägt, ein Bedürfnis erfüllt haben. Meistens wurde eine persönliche Grenze überschritten, was nicht akzeptiert werden kann. Man sollte keinen Bösen oder Schuldigen finden, sondern lieber herausfinden, warum es passiert ist. Schuld ist eine Entwertung der Persönlichkeit. Der Schuldige ändert sich aber durch Schuldsprüche nicht, weil er sich noch abgewerteter fühlt.
Stand: Ausgabe Juni/Juli 2013