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Spaß beim Lernen
Katrin Reißig-Lotzgeselle, Sprachtraining-Expertin für Kinder und Jugendliche, verrät wie Kinder Freude und Begeisterung an dem Erlernen von Fremdsprachen entwickeln.
Ist es sinnvoll seine Kinder zweisprachig aufwachsen zu lassen? Wo liegen die Vor- und Nachteile?
Wenn das Erlernen von zwei Sprachen natürlich und ohne Druck geschieht, hat es eigentlich nur Vorteile, denn die Kinder lernen früh, sich in zwei Sprachen auszudrücken und sich auf die kulturellen Besonderheiten einzustellen. Das fängt beim unterschiedlichen Sprechtempo an. In Spanien beispielsweise wird viel schneller gesprochen als in der Schweiz. Oder in Italien wird die Sprache durch mehr Gesten unterstützt als in Deutschland. All das bekommen die Kinder nebenbei mit.
Wie lernen Kinder am leichtesten eine neue Sprache?
Spielerisch und anhand von Themen aus ihrer jeweiligen Erfahrungswelt. Wenn ein Mädchen beispielsweise gerne reitet, dann wird es in einem Reitcamp am besten eine neue Sprache lernen. Und das aus einem einfachen Grund: Alles, was mit Reiten zu tun hat, ist interessant und garantiert damit eine hohe Aufmerksamkeit. Wenn dann der Reitlehrer aus England auf Englisch sagt: „Reich mir mal die Zügel rüber“ ist das eine ganz andere Lernsituation als im Englischunterricht in der Schule oder wenn das Mädchen zu Hause Vokabeln auswendig lernt.
Welche Möglichkeiten gibt es zu Hause, um Fremdsprachen zu üben und die Freude am Lernen zu wecken?
Vorlesen, Singen, Memory-Spiele, kindgerechte Filme und Fernsehsendungen sind eine gute Hilfe. Außerdem gibt es inzwischen auch gute PC-Spiele.
Wie nehme ich den Druck vor Angst und Fehlern bei der Aussprache?
Möglichst jung anfangen, also in einem Alter, in dem Kinder noch unbefangen und leicht nachahmen. Oft wundern sich die Erwachsenen ja, wie leicht Kinder lernen oder sich Dinge merken können. Das fängt beim Memory-Spielen an und gilt natürlich auch für Sprachen.
Ich würde mein Kind gern beim Lernen unterstützen, habe aber selbst kaum Kenntnisse über die Fremdsprache. Kann ich trotzdem helfen?
Die Erwachsenen können dann einfach im Tempo des Kindes mitlernen. Das ermuntert die Kinder auch dabei, entsprechende Aufgaben leichter zu erledigen, weil sie sich toll fühlen, denn die Eltern müssen ja die gleichen Aufgaben lösen wie sie. Das ist für Kinder oft eine wichtige Erfahrung. Auch die Eltern sind nicht perfekt und müssen Dinge lernen.
Wie nachhaltig sind die Erfolge einer Sprachreise?
Schlüsselerlebnisse können die Kenntnisse festigen und zum (Weiter)-Lernen motivieren. Nachhaltigkeit im Sinne „dauerhafter Kenntnisse“ setzt regelmäßiges Benutzen der Sprache voraus, also die Wiederholung auf Reisen, mit Filmen und Büchern in der Fremdsprache.
Stand: Ausgabe August/September 2013