Grit Förster, Schulleiterin der Domgrundschule Magdeburg, ist der Meinung, ihren Beruf muss man mit Herz ausüben und spricht mit uns über Notendruck und Lernfrust.
Verfolgen sie als freier Träger ein besonderes Lernkonzept? Abgesehen davon, dass sie eine evangelische Bekenntnisschule sind.
Wir sind, wie die staatlichen Schulen, an die Stundentafel des Landes gebunden, ermöglichen aber eine besondere musikalische Ausbildung. Alle Kinder können zum Beispiel am Ende der vierten Klasse Noten lesen. Auch Kunst und Theater spielen bei uns eine große Rolle. Der Hort ergänzt unsere Ausrichtung mit Bewegungsangeboten.
Sie arbeiten nach dem Jena-Plan. Der sieht jahrgangsübergreifendes Lernen vor.
Ja. Zwei Stunden am Tag erfolgt eine Jahrgangsmischung, d. h. die erste Klasse lernt mit den Zweitklässlern und die dritte Klasse lernt mit den Viertklässlern. Außerdem ist uns das freie Arbeiten sehr wichtig und entspricht ebenfalls dem Jena-Plan. Die Kinder können dabei ihren Arbeitsort selbstständig wählen, das kann auch mal auf dem Flur sein.
Ist das freie Lernen generell eine bessere Lernmethode?
Es gibt leider nicht DIE Pädagogik für Kinder. Jedes Kind lernt anders. Der eine braucht Musik zum Lernen, der nächste absolute Stille und so weiter. Das hängt vom Lerntyp ab und der ist nicht so leicht zu ermitteln. Deshalb ist es wichtig, zu schauen, welche Bedürfnisse das Kind hat. Unsere Schüler bekommen individuelle Wochenpläne zusammengestellt, die zum Lerntempo des Kindes passen. Am Ende der Woche werten die Lehrer die Ergebnisse aus.
Was halten Sie von Schulnoten?
Ein Kind lernt nicht für die Zensur. Es lernt, weil es Dinge verstehen möchte. Wir wollten die Kinder vom Notendruck befreien. Das Kultusministerium hat unseren Antrag dazu allerdings abgelehnt. Begründung: bei einem Schulwechsel kann der Leistungsstand des Kindes nicht einwandfrei eingeschätzt werden. So haben wir das Thema erst mal wieder fallen lassen. Generell gibt es bei uns aber erst ab der dritten Klasse Noten.
Schulen in freier Trägerschaft, wie die Domgrundschule, sind auf Schulgeld angewiesen. Findet so nur die Elite zu Ihnen?
Nein. Denn es besteht bei uns die Möglichkeit für Eltern, die das Schulgeld nicht oder nicht in voller Höhe zahlen können, ein Stipendium zu beantragen. Die Mischung unterschiedlicher sozialer Schichten ist uns wichtig. Denn wir wollen die sozialen Kompetenzen unserer Schüler stärken und das geht nur, wenn sie sich mit den Menschen um sich herum auseinandersetzen.
Nach der Zeit bei Ihnen wechseln viele Schüler an staatliche Schulen. Ist es für die Schüler schwierig sich auf andere Lernmethoden einzustellen?
Unsere Grundschule gibt es seit vier Jahren. Wir mussten also erst vor den Sommerferien unsere erste Klasse verabschieden. Deshalb lässt sich dazu von unserer Seite noch nicht viel sagen. Die Kinder sind allerdings bereits so starke Persönlichkeiten, dass ich mir vorstellen kann, dass sie den anderen Schülern in der Klasse ihre Lernmethoden beibringen. Allerdings glaube ich schon, dass sich die Kinder beim Frontalunterricht schnell langweilen. Wenn sie nicht ausreichend gefördert werden, machen sie ihren Unmut durch Unruhe deutlich, denn sie wollen gefordert werden und Neues lernen.