Foto: Christoph Himmelmann
Kinderbetreuung im Volksbad Buckau
Spenden sammeln, die Stadt gemeinsam erkunden, eine Familienpatenschaft übernehmen, Helfen macht Freude! Wir stellen Projekte vor, die euch helfen zu helfen und Flüchtlingen eine schnelle Integration ermöglichen.
Ehrenamtliche Vormundschaft für minderjährige Flüchtlinge
Viele Flüchtlingskinder kommen ohne Eltern nach Deutschland. Für sie werden Menschen gesucht, die sie als Vormund rechtlich vertreten und im Alltag unterstützen können. Die meisten Jugendlichen sind männlich und zwischen 15 und 17 Jahre alt. Eine Beratung und Vorbereitung zu dieser verantwortungsvollen Aufgabe erfolgt durch das Jugendamt der Landeshauptstadt und dem Verein Refugium e.V. (fs)
Jugendamt der Landeshauptstadt Magdeburg, Julius-Bremer-Straße 8-10, Ansprechpartner: Volker Henneike, vormundschaft@jga.magdeburg.de, Tel.: 0391/5402459
Jugend und Sozialzentrum „Mutter Teresa“, Refugium e.V., Am Charlottentor 31, Ansprechpartner: Roland Bartnig, Tel.: 0391/59791026, www.refugium-ev.de
HelpTo
Unter der Internet-Adresse www.magdeburg.helpto.de können sich Organisationen, Initiativen, Unternehmen, Vereine sowie engagierte Bürger auf lokaler Ebene über das austauschen, was bei der Betreuung und Integration von Flüchtlingen benötigt wird. Auch die Flüchtlinge selbst gehören zur Zielgruppe, daher werden viele Informationen ebenfalls auf Englisch bereitgestellt. Die Nutzung von HelpTo ist kostenfrei.
www.magdeburg.helpto.de
Elternpatenschaft in der Schule
In die Klasse des Kindes gehen plötzlich auch Flüchtlingskinder? Warum die Eltern nicht ansprechen und ihnen Hilfe anbieten? Was ist in der Schule zu beachten, wie komme ich an Mittagessen für das Kind oder wer kann mir bei den Hausaufgaben helfen? Alles Schwierigkeiten, die sich mit Unterstützung von außen viel besser lösen lassen.
Familienpatenschaften
Anhand der Datenbank wählt das Interkulturelle Beratungs- und Begegnungszentrum der Caritas eine passende Familie aus. Mindestens ein bis zwei Mal in der Woche sollte man sich Zeit für einen Besuch bei der Familie nehmen. Es ist von Vorteil eine Fremdsprache zu sprechen, das ist jedoch kein Muss. Themen wie Wohnungssuche, Sprache, Schulwesen oder auch kulturelle Besonderheiten, werfen für Flüchtlingsfamilien Fragen auf, die sie mit Hilfe Einheimischer leichter beantworten können. Im Gegenzug werden die Helfenden u. a. gern bekocht und mit Kuchen aus der fremden Heimat verwöhnt. Bei vielen entwickelt sich eine enge Freundschaft.
Interkulturelles Beratungs- und Begegnungszentrum der Caritas, Karl-Schmidt-Straße 5c, Ansprechpartner: Herr Nguyen Tien Duc, Tel.: 0391/4080510, duc@caritas-ikz-md.de
Die Freiwilligenagentur berät über Projekte in Magdeburg
Effiziente Hilfe braucht eine gute Koordination. Wer helfen, spenden oder auch Unterstützung für eigene Projektideen sucht, findet in der Freiwilligenagentur Magdeburg kompetente Ansprechpartner. Die Mitarbeiter haben einen umfassenden Überblick über Projekte, Vereine, Netzwerke und Bündnisse und wissen wo Spenden abgegeben werden können. Mögliche Einsatzgebiete sind unter anderem als Lernpate für Flüchtlingskinder, Integrationshelfer, Behördenbegleiter, Unterstützung bei Sprachkursen und Freizeitangeboten denkbar. Auch zur finanziellen Förderung von Projekten gibt die Freiwilligenagentur Auskunft. (fs)
Freiwilligenagentur Magdeburg e.V., Einsteinstraße 9, Tel.: 0391/5495840, www.freiwilligenagentur-magdeburg.de
Willkommensbündnisse unterstützen
In vielen Stadtteilen gibt es bereits Willkommensbündnisse, die die Flüchtlinge mit Sprachcafes, Stadtteilspaziergängen, Hausaufgabenbetreuung oder auch bei Arzt- und Behördengängen unterstützen. Wer mithelfen möchte, kann sich gern bei den jeweiligen Bündnissen melden.
Willkommensbündnis Südost, Stadtteilmanagement, Marcel Wark, Tel.: 52095112, Mobil: 0177/7847460, Mail: welcome.suedost@gmail.com
WB Neu Olvenstedt (WNO*), Elfriede Stauß, Mobil: 0177/8571090, , Stefan Köder, Tel.: 0391/55923715, Mail: willkommen-olvenstedt@gmx.de
WB Stadtfeld, Ralf Weigt, Tel.: 0391/7328900, Mail: kontakt@willkommensbuendnis-stadtfeld.de
WB Neustadt Stadtteilmanagement, Lisa Schulz, Mail: willkommensbuendnis.neustadt@gmail.com
WB Ostelbien Friederike Rösler, Mail: willkommensbuendnis@magdeburg-ost.de
Foto: Matthias Sasse
Break Grenzen
Andere verstehen lernen geht am besten über einen Austausch mit ihnen. Präventionsprojekte unterstützen ein offenes Weltbild und sorgen für ein erstes Kennenlernen.
Vorurteile wegtanzen Die Breakdance-Crew Flowjob zeigt, wie einfach Integration sein kann, man braucht nur ein gemeinsames Hobby. Integration durch Tanz, dieses Vorhaben verfolgte die Breakdance-Crew Flowjob mit ihrer Projektidee „Break Chance“ vor zwei Jahren. Heute üben Flüchtlingskinder zweimal wöchentlich im Werk4. Aus den regelmäßigen Trainings, für die die Magdeburger 2014 den Integrationspreis erhielten, entstand das zweite Projekt der Crew: „Break Grenzen“. Hier trainieren Flüchtlingskinder gemeinsam mit anderen Kindern aus der Stadt. (mr)
www.breakgrenzen.tumblr.com
Sprachgewusel - Das Sprachcafé im Eine-Welt-Haus ist für alle offen, ob Flüchtlinge oder Einheimische. Das Sprachcafé ist eine gute Möglichkeit, sich in gelassener Atmosphäre in verschiedenen Sprachen zu unterhalten - in der Muttersprache oder einer Sprache, deren Grundlagen man beherrscht. Es bietet dabei eine gute Gelegenheit, Sprachkenntnisse zu festigen und neue Kontakte zu knüpfen. An jedem Tisch wird eine andere Sprache gesprochen. Meist sind die Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und Russisch vertreten. Jeder ist herzlich willkommen, in gemütlicher Runde seine Sprachkenntnisse zu testen und aufzufrischen.
Sprachcafé im Eine-Welt-Haus, jeden 1. und 3. Donnerstag im Monat, 19 Uhr, Tel.: 0391/5371206
Wissen was geht - Junge Menschen für Politik zu begeistern, das hat sich die Landeszentrale für politische Bildung zur Aufgabe gemacht. Mehr politisches Engagement im Zeichen der Demokratie – das gehört zu den Zielen der Landeszentrale für politische Bildung am Schleinufer. Um die potenziellen Wähler von Morgen für politische Themen und fremde Kulturen zu sensibilisieren, werden spezielle Coaches ausgebildet, die unter dem Motto „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ in den Bildungseinrichtungen unterwegs sind. Ein Projektthema ist dabei beispielsweise der Islam. Das neueste Projekt der Landeszentrale „DU bist Poltik“ zeigt Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, u.a. auch in der Flüchtlingshilfe. (mr)
www.schule-ohne-rassismus.org, www.du-bist-politik.de
Nicht von hier - Ausländische Studenten stellen ihre Heimat in Schulen vor. Im Rahmen des Projekts „IKUS macht Schule“ zeigen Studierende aus Ländern wie Peru, Russland oder Syrien den Schülern, wie sie in ihrer Heimat leben. An den einzelnen Projekttagen erfahren die Schüler so mehr über fremde Kulturen. Teilnehmende Einrichtungen sind momentan die Grundschule Stadtfeld, Annastraße, Leipzigerstraße und der Hort Fliederhof. (mr)
www.ikus.ovgu.de
Die meisten Willkommensbündnisse bieten regelmäßige Willkommenscafes an, bei denen man ganz ungezwungen in geselliger Runde mit Flüchtlingen Kontakt aufnehmen kann.
Internationale Eltern-Kind-Gruppe immer mittwochs, 10 Uhr bis 12 Uhr, kostenfrei, Familien Feuerwehr
Internationales Mütterfrühstück im Familienhaus immer dienstags, 9.30 bis 11.30 Uhr, kostenfrei, Familienhaus im Park/Hohepfortestraße 14
Internationales Eltern-Kind-Cafe immer montags, 16 bis 17.30 Uhr, kostenfrei, Familien-Feuerwehr
AWO Nachbarschaftstreff Magdeburg - Entstehen soll eine Brücke zwischen Bewohnern des Stadtteils Herrenkrug und den ankommenden Flüchtlingen. Angebote wie Informationsveranstaltungen, Lesungen, Vorträge, Schulungen für Ehrenamtliche und Sozialberatung sind in Planung. Ansprechpartner: Herr Bartelheimer (Tel: 0391/62790)
Foto: Kristin Plumbohm
Juliana Gombe im ottokar-Interview
Juliana Gombe musste selbst aus ihrem Land flüchten und unterstützt nun Neuankömmlinge dabei, sich in der Stadt zurechtzufinden. Wir erzählen ihre Geschichte.
Juliana Gombe ist in der jüngsten Vergangenheit in der Stadt zu einem Gesicht für Offenheit und Toleranz geworden. Sie flüchtete selbst vor knapp 20 Jahren nach Deutschland und unterstützt nun Familien und Kinder, die neu in das Land kommen. „Ich nehme jeden ernst und jeder ist für mich wichtig. Es braucht dafür einfach nur Offenheit und Empathie.“, sagt sie.
Juliana unterstützt die Neuankömmlingen nicht nur bei Behördengängen und dem Erlernen der Sprache, sondern macht sie auch mit der Kultur vertraut und erklärt wichtige Gesetze, Rechte und Regeln. „Jede Kultur ist gut und aus jeder Kultur kann man etwas lernen.“, so die Magdeburgerin. Auch die Bedeutung des Umweltschutzes und die Gleichberechtigung von Mann und Frau sind Thema. Gerade mit dem Rollenverständnis tun sich viele junge Flüchtlinge schwer, die sie unter ihre Fittiche genommen hat. Oft entscheiden in den Herkunftsländern die Männer, was mit den Familienmitgliedern geschieht. Die Frauen müssen sich dem fügen. So war es auch in der Kindheit von Juliana, die in Angola geboren ist. Ihr Vater wollte das Beste für seine Kinder, erkannte ihr Können und ließ Juliana deshalb ein Wirtschaftsstudium im Ausland beginnen. Sie selbst wollte eigentlich lieber Nonne werden und sich sozial engagieren. Doch der Vater sah vor allem ihre Stärken mit Zahlen und Sprache umzugehen und schickte sie ins Ausland.
Als sie zurückkam, hatte sie sich verliebt und begann mit ihrem Mann für eine politische Zeitschrift zu arbeiten, in der sie die Korruption und die Diktatur im Land kritisierten. Eine nicht ungefährliche Arbeit. Doch der Staat ließ sie zunächst gewähren. Bis der Chefredakteur ihrer Zeitung irgendwann vor den Büroräumen erschossen wurde. Juliana Gombe wusste, dass sie sofort handeln musste, um sich, ihren Mann und ihre kleine Tochter zu schützen. Sie musste aus ihrer Heimat fliehen. „Gerade meine Freunde und Familie dort zu lassen war für mich schwierig. Familie hat für mich einen hohen Stellenwert. Jeder ist für einander da. Ich habe neun Geschwister und wir haben zusätzlich immer Leute bei uns im Haus wohnen lassen, die vor dem Bürgerkrieg flüchten mussten. All diese Menschen musste ich zurück lassen“, erzählt Gombe.
Juliana Gom kam hier mit ihrer kleine Familie zunächst in Asylbewerberheimen, erst in Halberstadt dann in Magdeburg unter. Sie mussten sechs Jahre lang mit einer acht bis zwölf Quadratmeter großen Wohnung auskommen. Küche und Bad waren Gemeinschaftsräume. Ein Deutschkurs wurde ihr in der ersten Zeit verwehrt. So brachte sie sich also selbst Deutsch bei und kämpfte sich so Schritt für Schritt in ein neues Leben. Dabei ständig mit der Angst lebend wieder abgeschoben zu werden. Sind da die Ängste vieler Deutsche vor den Flüchtlingen für sie zu verstehen? „Ängste sind menschlich“, sagt sie, „aber Angst, dass der Fremde mir materielle Sachen wegnimmt, die verstehe ich nicht. Ich verstehe auch nicht, warum man vor einem Menschen Angst hat, der einem nichts getan hat. Ich denke, wir sollten aufpassen, dass keine Parallelgesellschaft entsteht, die ist sehr ungesund für ein Land.“
In den Jahren nach ihrer Flucht war sie noch zwei Mal in ihrer Heimat. Holte in der Zeit ihres Aufenthalts zwei Straßenkinder zu ihrer Familie nach Hause und päppelte sie auf. Die Kinder leben immer noch bei ihrer Familie in Angola. Beide haben den Absprung geschafft und nun die Chance auf Bildung. Juliana telefoniert regelmäßig mit ihnen, besuchen kann sie sie allerdings nicht mehr. Denn bei dem zweiten Besuch in ihrer Heimat wurde sie bei der Abreise am Flughafen aufgehalten. „Ich dachte, die haben mich längst vergessen. Doch bei der Heimreise haben sie uns dann er wischt, das war schrecklich, meine Kinder wollten sie gehen lassen, mich aber nicht. Nur durch die einflussreichen Kontakte meiner Familie konnte ich mich aus der Lage befreien. Seit dem war ich nie wieder dort.“, erzählt Juliana traurig.
Von Niederschlägen ließ sich der quirlige Wirbelwind jedoch nie lange unterkriegen. Mittlerweile lebt sie von ihrem Mann getrennt, kümmert sich allein um ihre drei Kinder und wohl mindestens fünf Dutzend weitere Kinder, denen sie das Leben hier versucht begreiflich zu machen. Wie sie das alles schafft? Mit Spaß an der Sache. Sie lebt was sie tut, das ist ihr Geheimnis. So wundert es nicht, dass sie bereits von der Bundesregierung für ihr Engagement geehrt wurde sowie Trägerin der Goldenen Henne ist. Trotz ihres jahrelangen Engagements wurde ihr aber erst vor kurzem ein unbegrenzter Aufenthaltsstatus ermöglicht. (kp)