© Yvonne Nelkowski
Koppeln am See
Auf den "Koppeln am See" leben die Pferde bei Wind und Wetter im Freien.
Ein Gespräch mit Familie Nelkowski von den „Koppeln am See“ über artgerechte Haltung und die Faszination von Pferden.
Viele Magdeburger dürften auf dem Weg zu den Salbker Seen schon unwissentlich an den „Koppeln am See“ vorbeigekommen sein. Auf den ersten Blick sieht man nur weitläufige Grünflächen mit unzähligen Büschen und Bäumen. Lediglich ein paar Weidezäune und ein alter Hänger lassen darauf schließen, dass hier Pferde ein Zuhause haben. Folgt man Yvonne Nelkowski ein Stück weit auf das Gelände, trifft man auf die Pferde und vermutlich verschlägt es den meisten Besuchern erst einmal den Atem. Eine freilaufende Herde inmitten der Natur. Und noch etwas fällt auf: Die Pferde auf den Koppeln tragen keine Hufeisen. „Das ist bei Wald- und Wiesenboden nicht notwendig. Nur wenn die Tiere viele Straßen benutzen, damit sich die Hufen nicht zu sehr abnutzen.“, erklärt Yvonne Nelkowski.
Pferde sind Herdentiere, deshalb sind sie auf der Wiese besser aufgehoben, als in Ställen, wo ihnen die Sozialkontakte fehlen. „Für Pferde zählen außerdem die drei L: Licht, Luft und Laufen.“, sagt Nelkowski. Auch bei Minusgraden bleiben die Vierbeiner draußen und frieren nicht. Sie können das Fell aufstellen und diese mit Luft gefüllte Schutzschicht wirkt wie ein Polster. Damit sind sie auch bei Temperaturen von bis zu -25°C gut geschützt. Trotzdem werden die meisten Pferde immer noch in Boxen gehalten. Das hat historische Gründe. Früher waren Pferde Arbeitstiere, sie mussten immer verfügbar und sauber sein. Da hat sich die Boxenhaltung bewährt. Leider entwickeln dadurch aber viele Tiere gesundheitliche Probleme, z. B. Husten oder Gelenkschäden. Trotzdem herrscht noch immer kein Umdenken. Na ja, fast.
Familie Nelkowski zum Beispiel praktiziert die Weidehaltung schon seit vielen Jahren. Die Kinder Pauline (14) und Robert (13) sind dadurch mit Pferden groß geworden. „Zu Beginn sind sie noch in Windeln zwischen den Pferden umhergelaufen.“ erinnert sich Mama Yvonne. Heute sieht man Sohn Robert nur noch selten auf den Koppeln, er hat zurzeit einfach andere Interessen. Tochter Pauline unterstützt ihre Mutter meist am Abend bei der Versorgung der Pferde. Die restliche Zeit kümmert sich Mama Yvonne allein um die Pferde, dafür wird auch die Mittagspause genutzt. Denn auch wenn die Pferde ihr Leben sind, betreibt die Familie die Weidehaltung nur im Nebenerwerb und beide Eltern gehen einer weiteren Tätigkeit nach.
Yvonne Nelkowski ist bereits als Kind geritten, nach der Schulzeit legte sie jedoch eine längere Pause ein. Im Jahr 2000 erfolgte ein Neustart. Dann wurde ihr Schulpferd – eine Stute – unbemerkt tragend und der Verein wollte das Fohlen verkaufen. Yvonne ergriff die Chance und erfüllte sich den Wunsch eines eigenen Tieres. Zunächst wurde das Fohlen bei einem bekannten Bauern untergestellt. Doch dann gab es da diese Ausschreibung für die Grundstücke im Umflutgebiet am Salbker See und die Idee eines Offenstalls war geboren. Heute ist das Gelände etwa 11 ha groß, 15 Pferde leben hier. „Zur Hälfte sind das unsere Pferde, dazu kommen noch Einsteller. Somit sind unsere Kapazitäten erschöpft.“ erzählt Yvonne. Im Winter bekommen die Tiere Heu, im Sommer betreiben die Pferde mit dem Abgrasen der Weiden Landschaftspflege. Zudem betreibt Familie Nelkowski eine kleine Zucht, die Fohlen werden später verkauft.
Wer selbst mit dem Gedanken spielt, ein eigenes Pferd zu kaufen, sollte folgendes wissen: Zum Verkauf stehen oft ausgemusterte Schulpferde, hier gilt es auf das Alter und eventuelle Krankheiten zu achten. Viel mehr ins Gewicht als der Kaufpreis fallen die laufenden Kosten. Für die Unterbringung müssen mindestens 200 Euro pro Monat eingeplant werden. Dazu kommen regelmäßige Tierarztkosten für Impfungen, Entwurmung und zur Behandlung von Krankheiten. Alle sechs bis acht Wochen fallen zusätzliche Kosten für den Hufschmied an. Weiterhin benötigt man diverses Reit-Zubehör. Eine gute Alternative bietet hier eine sogenannte Reitbeteiligung. Man besitzt dann zwar kein eigenes Pferd, teilt sich jedoch mit dessen Eigentümer die Pflege und baut eine enge Bindung zum Tier auf. So hat man fast ein eigenes Pferd, jedoch deutlich weniger Verantwortung und Kosten.
Eine Sache liegt Yvonne Nelkowski zum Ende des Gesprächs noch am Herzen: „Sowohl Kinder als auch Erwachsene sollten Respekt vor Pferden haben und keine fremden Tiere füttern oder gar auf fremde Koppeln gehen. Man darf die Gefahr nicht unterschätzen, z. B. wenn es plötzlich zu Rangeleien in der Herde kommt, kann das zu ernsten Verletzungen führen oder sogar lebensgefährlich sein.“ (nh)