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alpha elementar
Das Projekt „alpha elementar“ vermittelt die Bedeutung von Schrift und Sprache bereits den Kleinsten und will dadurch die hohe Zahl von Analphabeten senken.
Das Ergebnis erschüttert zunächst und gibt Rätsel auf: 14 Prozent der Deutschen sind Analphabeten. Wie kann das sein, obwohl es eine Schulpflicht gibt und jedes Kind dementsprechend auch lesen und schreiben lernen müsste?
Im Jahr 1900 galten gerade einmal 2 % der Bevölkerung als Analphabeten. Zu dieser Zeit reicht es aber auch bereits seinen Namen schreiben zu können. Mehr wurde nicht erwartet. Der Standard ist heute allerdings ein ganz anderer. Relativ viele Betroffene haben heutzutage einfach kein Textverständnis und können deshalb nur fehlerhaft lesen und schreiben. 60 Prozent von ihnen sind aber trotz ihres Handicaps berufstätig. Auch Studierende und Professoren sind unter ihnen. Genetische Ursachen für Analphabetismus sind bisher nicht bekannt. Abgesehen von Problemen beim Hören und Sehen, aber diese Faktoren decken nicht die hohe Prozentzahl der Betroffenen ab. Woran liegt es also?
„Es braucht eine hohe Abstraktion, dass was ich denke, in Buchstaben und nicht in einer Bildersprache wiederzugeben.“ erklärt Christiane Jaeger, Kindheits- und Bildungswissenschaftlerin. Sie gehört zum Team „alpha elementar“. Es handelt sich hierbei um ein Modellprojekt, das bisher einzigartig in Deutschland ist. Ziel dessen ist es, die Freude am Lesen und Schreiben schon bei den Vorschulkindern zu wecken.
Dabei geht es nicht darum, dass die Kinder schon vor dem Schuleintritt lesen und schreiben lernen, sondern vielmehr darum, dass ihr Interesse an der Schrift bereits im Kindergarten und Elternhaus geweckt bzw. gefördert wird. Dafür ist es zunächst wichtig, dass die Beziehung zwischen Kinder, Eltern und Erzieher harmonisch ist. Nur so wird der Weg frei für ein vertrauenerweckendes Lernumfeld, um spielerisch die Begeisterung für Buchstaben und Worte zu wecken. „Dass was die Kinder tun, soll ihnen immer Spaß machen. Denn der Mensch neigt im Allgemeinen dazu, Dinge zu tun, die ihm Freude bereiten. Wenn aber etwas unter Druck passiert, ist die Handlung mit Schmerz besetzt.“, so Sandy Franke-Muschalle Heilpädagogin und Lerntherapeutin und ebenfalls Teil des Projekts „alpha elementar“.
Noch bis Anfang 2019 läuft das Pilotprojekt. Insgesamt wird das Modell in zehn Kindertagesstätten in Magdeburg getestet. Was danach mit der Idee und dem Konzept passiert, ist ungewiss. Das Team hofft natürlich, dass „alpha elementar“ Schule macht und bald in ganz Deutschland angeboten werden kann, um die Zahl der Analphabeten in den nächsten Jahren Schritt für Schritt zu verringern.
Kontakt: alpha elementar, Roncalli-Haus, Max-Josef-Metzger-Straße 12/13, 39104 Magdeburg, alphaelementar@roncalli-haus.de
Tipps für Eltern
ein Buch lesen oder ein Hörbuch hören und danach darüber sprechen
Geschichten erzählen, dafür zum Beispiel am Anfang ein Bilderbuch zur Hand nehmen und sich dazu eine Geschichte ausdenken
der Nachwuchs hat immer viele Fragen, warum nicht einfach gemeinsam ganz intensiv über ein Thema nachdenken, dass gerade von Interesse ist und dazu Recherchen anstellen?
Eltern schreiben die Gedanken ihrer Kinder auf, zum Beispiel ausgedachte Geschichten, ein Tagebuch, Briefe an die Oma
gemeinsam eine Flaschenpost verschicken
wenn das Kind Interesse an Buchstaben hat, dieses Interesse weiterspinnen und sensibel für die Ideen des Kindes sein
in die Bibliothek gehen und Bücher ausleihen
gemeinsam eine Geheimschrift erfinden