In Magdeburg verbergen sich hinter Statuen, Hauszeichen und Straßennamen sagenumwobene Geschichten von denen oft nur wenige wissen. Wir entdecken sie mit euch.
Magdeburger Originale

Foto: Mandy Mursall
Magdeburger Originale
Die Magdeburger Originale kennen nur wenige. So nannten die Bürger Menschen, die auf Grund ihrer besonderen Eigenarten in der ganzen Stadt bekannt waren. Sechs von ihnen wurden von Bildhauer Eberhard Roßdeutscher in Stein gemeißelt und sind am Schleinufer, unterhalb der Magdalenenkapelle, zu finden. Sie sollen an die eng bewohnte Gegend am Elbufer, dem Knattergebirge, und deren Bewohner erinnern. Wenn man sich die Abbildungen genau anschaut, findet man die Namen der Figuren an den Seiten eingemeißelt. Sie heißen Blutappelsine, Fliegentutenheinrich, Feuerkäfer, Lusebenecke, Schlackaffe und Affenvater. Jeder von ihnen hat seine Geschichte. Der Affenvater zum Beispiel zog mit seinem Leierkasten musizierend durch die Straßen, um Geld zu verdienen, dazu tanzte sein Äffchen.
Kanonenkugel von Tilly
Magdeburg wurde im Jahre 1631 durch den Feldherren Johann T`Serclaes von Tilly zerstört. Als er Magdeburg damals belagerte musste er irgendwo übernachten. Als Hauptquartier nutzte er einen Hof im heutigen Stadtteil Westerhüsen, den Weibezahlschen Hof. Laut den Überlieferungen plante er in der Nacht zuvor von dort aus den Überfall auf Magdeburg. Noch heute erinnert eine Kanonenkugel von Tilly in der Fassade des Wohngebäudes daran.
Die Sage vom Bärplatz
Es gibt in Magdeburg einige Straßennamen, welche durch Sagen entstanden sein sollen. Der Bärplatz gehört dazu. Es soll sich wie folgt begeben haben: Ein Geselle musste spät abends mit einem Kalb über den Marktplatz gehen. Er führte das Kalb an einem Seil, als es plötzlich stehen blieb und nicht weiter wollte. Der Geselle konnte es nicht bewegen. Ein Wandersmann kam des Wegs und fragte was passiert sei. Der Geselle erzählte ihm, was geschehen war, daraufhin sagte der Wanderer, das Kalb solle sich ausruhen und in der Zwischenzeit könnte der Geselle ihm bei seiner Arbeit behilflich sein. Als alles noch vor Mitternacht erledigt war, verabschiedete und bedankte sich der Wanderer bei ihm mit den Worten: „Wenn dein Kälbchen das nächste Mal stehen bleibt, wirst du dein Glück finden.“ Der Geselle ging in Richtung des heutigen Allee Center weiter, als das Kälbchen plötzlich hinter ihm anhielt und zu brummen begann. Der Geselle konnte seinen Augen kaum glauben, denn er sah an dem Seil kein Kälbchen mehr sondern einen Bären. Der Bär buddelte wie wild in der Erde herum. Der Geselle staunte erneut als er sah, dass dort Goldstücke waren. Er sammelte alle auf und errichtete, da wo heute der Bärplatz ist, einen Gasthof und fand, wie der Wanderer gesagt hatte, sein Glück.
Die Schäfersage vom Dom
Wenn man vor dem Domeingang steht und sich nach links dreht, sieht man zwei Schäfer und ihre Hunde auf einem Vorsprung. Hinter diesen Skulpturen verbirgt sich eine Sage: Es soll sich vor vielen Jahren begeben haben, dass Schäfer auf einer Wiese vor Magdeburg ihre Schafe hüteten. Auf einmal begann einer der Hunde wie wild an einer Stelle der Wiese zu graben und liess sich auch durch Rufen der Schäfer nicht davon abbringen, weiter zu buddeln. Einer der Schäfer wurde neugierig. Er schaute genauer hin und staunte nicht schlecht. Zwischen der ganzen Erde glänzte ein Goldstück. Und nicht nur das. Er fand einen ganzen Topf voll Gold und weil er ein ehrlicher Mann war, übergab er das Gold dem Erzbischof. Dieser konnte nun dank der großzügigen Spende den Dombau weiter voranbringen. Damit die gute Tat für immer in Erinnerung bleibt, wurden die zwei Schäfer und die Hunde als Statuen verewigt.
Der heldenhafte Soldat in Magdeburg
Wenn man am Parkbereich des Ulrichsplatzes auf der Straßenseite der Ernst Reuter Allee entlang geht, findet man eine Statue, die von einer besonderen Heldentat erzählt. Vor einigen Jahrzehnten, genauer gesagt 1969, ging der Soldat Igor Belikow auf besagter Allee spazieren, als er plötzlich eine größere Menschenmenge vor einem Gebäude, gegenüber dem heutigen Ulrichsplatz, sah. Alle starrten hinauf zu einem Fenstersims im fünften Stock, an dem ein kleines Mädchen hing und drohte hinunterzufallen. Der Soldat reagierte blitzschnell, zog seinen Mantel aus und fing damit das Mädchen auf, als es hinunter stürzte. Das Kind blieb unverletzt. Um an diese Heldentat zu erinnern, fertigte man eine Statue an. Auf der Rückseite des Denkmals ist der Mantel zu sehen, mit dem er das Mädchen gerettet hatte. Der heutige Besitzer der damaligen Schicksalswohnung ist sich der Geschichte bewusst und wenn er Passanten am Denkmal beobachtet, weist er gerne auf das Fenster hin, an dem sich das Ereignis abspielte.
Kieck in de Köken
Schon im Stadtwappen von Magdeburg ist eine Frau auf einer Burg zu sehen. Denn dicke Mauern und hohe Türme, von denen man die Feinde schon von weitem sehen konnte, waren früher für die Stadt sehr wichtig, um vor Angriffen geschützt zu sein. Von den Wehrtürmen aus hatte man einen super Blick über das Geschehen vor den Stadtmauern. Einer der Türme, der noch heute erhalten ist und sich gegenüber des Gartens der Möllenvogtei befindet, war auch dafür bekannt, dass er einen direkten Blick in die Küche des Erzbischofs ermöglichte. Da die Soldaten diese Küche oft beobachteten und immer wussten, was der Erzbischof zu Mittag gegessen hatte, sagte man zu diesem Turm „Kieck in de Köcken“.