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Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen
Soziale Netzwerke, Handyspiele und Apps können Kinder so an den Bildschirm fesseln, dass das reale Umfeld immer stärker in den Hintergrund tritt. Doch wann spricht man bei der Nutzung solcher und anderer Medien von einer Sucht?
Smartphones finden sich heute schon fast in jeder Schultüte. Im frühen Alter zunächst als sicherer Begleiter für den Schulweg gedacht, spielt das Handy für ältere Kinder eine wichtige Rolle, um mit Klassenkameraden zu chatten, Fotos zu machen, sich lustige Videos anzusehen oder für das nächste Biologie-Referat zu recherchieren. Was aber, wenn das Smartphone oder andere Medien zur Sucht werden? „Von Mediensucht spricht man, wenn die Kontrolle über den medialen Gebrauch verloren wird. Eine einheitliche Definition für den Begriff der Mediensucht gibt es wissenschaftlich betrachtet jedoch nicht“, erzählt Friederike Welsch, Soziologin und Suchtberaterin für exzessive Mediennutzung beim Deutschen Roten Kreuz Bitterfeld-Zerbst/Anhalt.
Soziale Netzwerke, Handyspiele und Apps können Kinder so an den Bildschirm fesseln, dass das reale Umfeld immer stärker in den Hintergrund tritt. „Wenn Computer und Internet zur wichtigsten Aktivität im Leben eines Kindes werden, besteht die Gefahr, dass andere Lebensaufgaben nur noch unzureichend erfüllt werden“ so Friederike Welsch. Im Alltag sind mediensüchtige Kinder und Jugendliche häufig übermüdet, gereizt und unruhig. Aber auch physische Symptome, wie Zittern oder Schwitzen können auftreten, besonders dann, wenn das Handy mal nicht in der Nähe ist und der Medienkonsum unterbrochen wird.
Wichtig ist es, sein Kind in solchen Situationen zu unterstützen. Oft hilft es schon, ein offenes Ohr für seinen Schützling zu haben, Interesse zu zeigen und über die Mediennutzung und -inhalte, die das Kind nutzt, Bescheid zu wissen. „Es ist aber auch wichtig, selbst ein gutes Vorbild in Bezug auf Mediennutzung zu sein. Wer selbst sehr viel am Smartphone ist oder seine Abende vor der Spielekonsole verbringt, lebt es seinem Kind schließlich vor“ warnt Friederike Welsch. Außerdem bietet es sich an, einen Medienvertrag mit der ganzen Familie auszuformulieren. Hierbei werden Regeln aufgestellt, wann, wie oft und für was das Smartphone genutzt wird. Diese Regeln werden dann gut sichtbar an Kühlschrank oder Pinnwand geheftet. Solch ein Vertrag kann dabei helfen, übermäßigen Medienkonsum einzudämmen und eine Balance zwischen digitaler und realer Welt zu finden.
Weitere Tipps:
- ausreichend Zeit für Offline-Aktivitäten mit dem Kind einplanen
- technische Geräte und Konsolen sollten nicht im Kinderzimmer stehen
- W-Lan über Nacht ausschalten
- Technische Sicherheitseinstellungen (Jugendschutz-Einstellungen oder Kindersicherung) nutzen
- www.schau-hin.info berät über Medienformate, Medienverhalten und auch Mediensucht bei Kindern
- Medienfasten: gemeinsam wird festgelegt, wann welche Geräte ausgeschaltet werden, dabei sind klare Regeln wichtig
- bei jüngeren Kindern feste Medienzeiten vereinbaren