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Die Stimmung im Netz ist oft rau. Das bekommen auch Kinder und Jugendliche zu spüren. Umso wichtiger, dass wir daran etwas ändern.
Was ist da eigentlich los im Netz? Um wüste Beschimpfungen, Drohungen und Gewaltaufrufe im Internet zu finden, braucht man längst nicht mehr lange suchen und natürlich kommt damit auch der Nachwuchs in Kontakt. „Wir lassen Kinder und Jugendliche ins Internet, wohlwissend das da eine moralische Verschiebung stattgefunden hat, ohne sie über Normen und Werte aufzuklären und ihnen ein gewisses Demokratieverständnis mitzugeben.“, sagt Max Neuhäuser, pädagogischer Referent. Gemeinsam mit Rechtsreferent Janusz Zimmermann ist er bei fjp>media für das Projekt Fairsprechen verantwortlich. Mit ihrer Arbeit setzen sie sich gegen Hass im Netz ein. Dafür klären sie über das Thema an Schulen auf, unterstützen Betroffene von Hasskriminalität und versuchen politische Entscheidungen durch ihre Expertise voranzutreiben. „Das Internet muss nicht so sein, wie wir Erwachsenen das hingebastelt haben.“, so Max Neuhäuser. Um herauszufinden, was Kinder und Jugendliche gerade im Netz bewegt, spricht er deshalb mit ihnen zunächst ganz unverfänglich über ihr Medienverhalten. Dabei erlebt er immer wieder, dass die Kinder dankbar sind, dass ihren dieser Raum für Austausch geboten wird.
Zunächst muss an den Schulen meist das Wort Hassrede erst mal definiert werden. Dabei handelt es sich nämlich um Drohungen, Gewaltaufrufe und Beleidigungsdelikte, die ein Angriff auf die Menschenwürde darstellen. Der Hass richtet sich in diesen Fällen an eine ganze Gruppe von Menschen, die ohnehin bereits mit Diskriminierung und Anfeindungen zu tun haben. Durch praktische Übungen erfahren die Schulklassen mehr über mediale Inszenierungen und subjektive Wahrnehmung. Im Grunde werden dabei im Rahmen der Klassenstufe gesellschaftliche Prozesse ausgehandelt, wie es dies auch intensiver im gesamtgesellschaftlichen Kontext bräuchte.
Hasskommentare sind zwar strafbar, analog wie digital, werden jedoch häufig nicht zur Anzeige gebracht und nochmal deutlich seltener bestraft. Woran liegt das? „Das Problem wird definitiv nicht ernst genug genommen.“, sagt Janusz Zimmermann. Er berät Betroffene und versucht sie dazu zu ermutigen Strafanzeige zu stellen, um dadurch das Bewusstsein für die Problematik zu stärken. Ebenso versuch er durch Fortbildungen an der Fachhochschule der Polizei den Fokus stärker auf die Problematik zu lenken. Und so langsam tut sich etwas. Bei der Staatsanwaltschaft Halle ist eine Zentralstelle gegen Hass und Hetze im Netz entstanden. Außerdem ist es für Betroffene möglich, belastende Screenshots über das E-Revier einzureichen.
Unabhängig davon, ob man selbst direkt von Hasskommentaren betroffen ist oder nicht, was hilft, ist eine klare Meinung gegen rassistische und diskriminierende Aussagen zu vertreten. Denn die meisten Mitlesenden verhalten sich meist still, auch wenn sie keineswegs auf der Seite der Menschen stehen, die Hassparolen verbreiten. Es ist wichtig, sich klar darüber zu sein, das solch menschenfeindliche Aussagen schlimme Auswirkungen haben können. Bei den Opfern führen Hasskommentare zu Stress, Depressionen oder sogar Suizidgedanken. In vielen Fällen ziehen sie sich aus Angst vor weiteren Hassreaktionen aus Diskussionen zurück und verschwinden damit auch als kritische Gegenstimme. Die Problematik auch mal offen im Familienkreis anzusprechen, ist also äußerst empfehlenswert. Das stärkt nicht nur die Medienkompetenz aller, sondern wirkt sich auch positiv auf das Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kind aus. (kp)
Beratung für Betroffene von Hass im Netz
Tel.:0391/5037641
Mo.-Fr., 9-15 Uhr oder nach Vereinbarung
E-Mail: fairsprechen@fjp-media.de
Montags von 14-16 Uhr wird außerdem eine unkomplizierte Online-Rechtsberatungs-Sprechstunde angeboten: www.fairsprechen.net/fairsprechstunde/