Foto: Lisa Purrio
Segelfliegen am Fluplatz Magdeburg
Aus über 250 Metern kann man beim Segenfliegen auf die Welt hinabblicken: Für die Flugschüler des Segelfliegerklubs Magdeburg bedeutet das pure Freiheit.
Die Gurte werden angelegt, ein letzter prüfender Blick, dann schließt sich das Dach des Segelfliegers. Theresas Blick ist nach vorn gerichtet, schnell setzt sie noch ihre Sonnenbrille auf, denn das Licht ist grell an diesem Samstagmorgen. Plötzlich leuchtet in etwa 1000 Meter Entfernung ein gelbes Licht auf – das Startsignal. Das lange Seil vor dem Flieger zieht sich stramm, langsam setzt er sich in Bewegung und wird immer schneller. Dann hebt Theresa ab. Die 14-Jährige sitzt nicht etwa als Begleitung in dem mit zwei Sitzen ausgestatteten Segelflieger: Sie fliegt – mit Unterstützung ihres Fluglehrers Christian Drößler – selbst. Beim Segelfliegerklub Magdeburg e.V. auf dem Flugplatz im Stadtteil Beyendorfer Grund können Jugendliche bereits ab 14 Jahren einen Flugschein machen.
„Ein Segelflieger kommt ganz ohne Motor aus“, erklärt Ralph Dähnhardt, zweiter Vorsitzender des Segelflugvereins. Die kleinen Flieger werden mit Hilfe einer Seilwinde in die Höhe gebracht. Hat der Flieger seine Flughöhe erreicht, wird die Seilverbindung gelöst und die sogenannte Thermik kommt ins Spiel. Dabei handelt es sich um warme Aufwinde, die den Flieger tragen und im Schnitt auf eine Flughöhe von 250-300 Metern und eine Geschwindigkeit von ca. 110 km/h bringen. „Das Segelfliegen ist sehr natürlich“, erklärt Dähnhardt, „wir fliegen ähnlich wie Störche, die ebenfalls Thermikflieger sind.“
T
heresa ist erst seit ein paar Wochen dabei, dennoch steuert sie den Flieger schon größtenteils selbst. Die Flieger zur Flugausbildung sind vergleichbar mit Fahrschulautos. Es gibt eine Doppelbedienung, der Fluglehrer kann jederzeit Eingreifen und führt die Schülerinnen und Schüler so Stück für Stück an einen Alleinflug heran. Ein Flug dauert etwa fünf Minuten, es wird ein Rechteck geflogen. Nach einer gewissen Ausbildungszeit kommen dann auch längere Streckenflüge dazu.
Bis zur Fluglizenz hat Theresa jedoch noch einiges vor sich: Neben der Praxis gibt es auch einen Theorieteil zu absolvieren. „Hier lerne ich zum Beispiel Flugtechnik, Navigation, Meteorologie oder Luftrecht. Außerdem muss ich eine Funksprechererlaubnis absolvieren, damit ich im Luftraum kommunizieren kann“, berichtet sie. Die gesamte Ausbildung dauert in der Regel zwei Jahre. Da Segelfliegen stark vom Wetter abhängig ist, wird von März bis Oktober geflogen. Im Winter stehen dann vor allem um die Theorieausbildung und die Prüfung der Segelflugzeuge auf dem Programm.
„Das tolle am Segelfliegen ist, dass es ganz anders ist, als in einem motorisierten Flugzeug zu fliegen. Es ist still, man fliegt viel natürlicher, mehr wie ein Raubvogel“, strahlt Theresa. Ähnlich sieht das auch der 18-jährige Jan, der schon ein paar Jahre auf dem Flugplatz aktiv ist: „Segelfliegen bedeutet für mich grenzenlose Freiheit. Man ist weg von der Welt und kann die Natur genießen.“
Interessierte können dem Flugplatz am Wochenende nach telefonischer Absprache einen Besuch abstatten und in das Segelfliegen hineinschnuppern. Wer nicht gleich einen Flugschein machen möchte, der kann auch für 25 Euro mitfliegen oder jemanden mit einem Gutschein für einen Flug beglücken.
Einstiegsalter: 14 Jahre
Verein: Segelfliegerklub Magdeburg e.V., Otto-Lilienthal-Str. 16, 39120 Magdeburg, Tel.: 0391/6230507, www.segelfliegerklub.de
Kosten: Aufnahmebeitrag für Schüler/Azubis/Studenten 75€, Quartalsbeitrag 78€. Es muss keine spezielle Ausrüstung erworben werden, wichtig ist nur festes Schuhwerk.
Die Segelflieger haben eine Spannweite von ca. 15 Metern und ein Gewicht (mit Pilot) von ca. 380 kg.