Lauter, rhythmischer Gesang hallt durch die alte Turnhalle. Jungen und Mädchen bewegen sich schlangengleich zu der hypnotischen Musik von einem fremd erscheinenden Musikinstrument. Sie deuten Schläge, Tritte und Ausweichmanöver an, ohne sich tatsächlich zu berühren. So ist es denn auch mehr Tanz als Kampf, was die Kinder dort lernen. »Capoeira« heißt diese einmalige Mischung aus Musik, Tanz und Kampfbewegungen.
In den Favelas Brasiliens aus afrikanischen Stammestänzen entstanden, finden sich mittlerweile auf der ganzen Welt Capoeristas, die von dem »Spiel« in der »Roda« (portug. für »Kreis«) begeistert sind.
Annika Rudert und Richard Borrmann gründeten 2008 das gemeinnützige Projekt »Capoeira Kids«. Das richtet sich an Kinder aus sozial schwachen Familien im Alter von 5 bis 12 Jahren. »Aber auch alle anderen interessierten Kids sind bei uns willkommen», sagt Borrmann. Rudert trainiert seit acht, Borrmann seit zehn Jahren Capoeira. Über den UniSport kamen sie dazu und seitdem nicht mehr davon los. Inzwischen trainieren die beiden den Magdeburger Nachwuchs.
Jeden Dienstag erwartet die Kids ein abwechslungsreiches Programm: Zunächst wird das »Berimbau«, ein Musikbogen, ausgepackt. Das speziell für Capoeira entwickelte Musikinstrument wird nur auf einem Finger gehalten und erfordert dementsprechend einige Fingerfertigkeit. »Die Kinder erlernen neben dem BerimbauSpiel auch die portugiesischen Lieder, die mit ihren Texten und der Melodie die Bewegungen vorgeben«, erklären die jungen Trainer.
Im Vordergrund stehen aber die faszinierenden Bewegungsabläufe, die natürlich eine gewisse Fitness voraussetzen. Ähnlich den farbigen Gürteln beim Karate gibt es auch beim Capoeira ein System, um das Können des »Spielers« zu zeigen. Eine hellgrüne Kordel bedeutet, dass man den ersten Grad erreicht hat. Dazu muss man eine Runde mit dem aus Brasilien eingewanderten Meister Mestre Nelsinho »spielen«. Dann hat man sich auch seinen Spitznamen verdient. Die Kinder lieben den Spaß an der Bewegung und die Abwechslung beim Lernen. Also: Hingehen und faszinieren lassen.(sh)
Kontakt: www.capoeirakids.de
Stand: Juni/Juli 2011